Erhaltungskulturen gefährdeter Pflanzenarten

Die Fachgruppe Geobotanik beteiligt sich am Projekt EGMUND

Orchis palustris
Orchis palustris

Mit einer „Intensivmedizin für Pflanzen“ will die Fachgruppe Geobotanik im NABU Mittleres Mecklenburg den Verlust pflanzlicher Artenvielfalt stoppen, zumindest in unserer Region. Gemeinsam mit dem NABU-Landesfachausschuss (LFA) Geobotanik und dem Botanischen Garten der Universität Rostock hat die Fachgruppe das Projekt „Erhaltungskulturen gefährdeter Pflanzenarten“ entwickelt. Es soll EGMUND heißen und wird derzeit bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt beantragt. Die Trägerschaft übernimmt die Universität Rostock. Ziel ist es vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten zu kultivieren und zu sichern.

 

45 Prozent der in Mecklenburg-Vorpommern beheimateten 1800 Gefäßpflanzenarten sind gefährdet oder bereits ausgestorben. Darunter befinden sich auch Arten, die in keinem zweiten Gebiet auf der Welt zu finden sind (sog. Endemiten), wie das Wismarer Hügel-Fingerkraut (Potentilla wismariensis) und das Schweriner Gabelige Habichtskraut (Hieracium bifidum ssp. schwerinense).

 

Vor diesem Hintergrund haben das LUNG MV und die Fachgruppe Geobotanik des NABU Mittleres Mecklenburg das Projekt initiiert. „Wir haben 2009 damit begonnen, eine Liste von Arten zu erstellen, deren Überleben am seidenen Faden hängt und für die Mecklenburg-Vorpommern im südbaltischen Raum eine Verantwortung trägt, die sogenannten Arten mit Handlungsbedarf gemäß Florenschutzkonzept MV“, erklärt Björn Russow von der NABU-Fachgruppe. Die Liste wurde dann durch den LFA Geobotanik im NABU konkretisiert. Pflanzen und Saatgut für die Einrichtung der Erhaltungskulturen wurden unter der Projektträgerschaft des NABU Mecklenburg-Vorpommern geborgen. Die Koordination der Entnahme von Naturstandorten sowie die Beratung des Botanischen Gartens bei der Wahl der Standorte erfolgte durch die Fachgruppe. Die Entnahme wurde in diesem Jahr abgeschlossen. Mit dem Projekt EGMUND soll nun die Nachzucht von Ausbringungsmaterial ermöglicht werden.

 

NABU bittet Kleingärtner um Zusammenarbeit bei der Nachzucht gefährdeter Pflanzenarten

 

Für die Nachzucht wollen die Projektpartner sowohl Einzelpersonen, wie Kleingärtner, als auch nicht kommerziell arbeitende Institutionen gewinnen. Mit Workshops und Informationen auf einer Internetpräsenz sollen sie für diese Aufgabe fit gemacht werden.

Ist die Nachzucht gesichert, soll im nächsten Schritt die Ausbringung der Kulturen über ein weiteres Projekt erfolgen.

 

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Rettung in letzter Sekunde

Bergung von Pflanzen des Flutenden Scheiberichs (Apium inundatum)

Die Bedeutung von Erhaltungskulturen wird oft konträr diskutiert, da es eine nahezu technische Maßnahme der Erhaltung von ganz bestimmten Arten darstellt. Manchmal ist eine solche Maßnahme jedoch der letzte Ausweg, um Arten in einem Gebiet zu erhalten. Einen Beitrag zur Pflanzenvielfalt hat jüngst die Fachgruppe Geobotanik durch beherztes Eingreifen leisten können. Es ist wohl nicht übertrieben, dass durch die Bergung von Pflanzen des Flutenden Scheiberichs (Apium inundatum) ein wesentlicher Beitrag zur Erhaltung der Art in Mecklenburg-Vorpommern geleistet werden konnte.

Die Art wurde 2006 letztmalig in einem Kleingewässer auf Hiddensee beobachtet. Seither haben auch intensive Nachsuchen zu keinem Nachweis der Art mehr geführt. Nach einer Pflegemaßnahme in dem Kleingewässer Ende August 2013 wurden sandige, nasse Stellen geschaffen, die zur Keimung der Art erforderlich sind. Im Oktober 2013 wurden dann diverse Jungpflanzen am Teichrand beobachtet, für die durch Frosteinwirkungen im Winter ein Verlust zu befürchten war.

Durch die spontane Reaktion von Botanikern aus Rostock und Berlin konnten im November 2013 insgesamt 33 Einzelpflanzen geborgen und zur Erhöhung der Überlebenschance in die botanischen Gärten Berlin-Dahlem und Potsdam mit den Ziel der Nachzucht verbracht werden.

Nach der Bergung beginnt die eigentliche Arbeit: Nachzucht, Ermittlung von optimalen Kulturbedingungen, Suche von Wiederansiedlungsorten und zuletzt die eigentliche Wiederansiedlung. All diese Teilschritte erfordern einen hohen zeitlichen wie finanziellen Aufwand. Doch der Erhalt einer Gefäßpflanzenart in Mecklenburg-Vorpommern sollte dies wert sein!


Ausgezeichnete Kleingärten

NABU bedankt sich für das Engagement für naturnahe Kleingärten und stellt neues Projekt zur Erhaltung gefährdeter Pflanzen vor

Die besten naturnahen Kleingärten Rostocks wurden im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes des Verbandes der Gartenfreunde e. V., des Grünamtes und des NABU Mittleres Mecklenburg prämiert. Der NABU bedankt sich für die Leistung und das Wissen der ausgezeichneten Kleingärtner und bittet um Zusammenarbeit bei dem neuen Projekt „Erhaltungskulturen gefährdeter Pflanzenarten“

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