Die Sturmmöwe in Nordwestmecklenburg

Beobachtungen der NAJU Rostock

In Zusammenarbeit mit dem Vogelschutzverein „Langenwerder“ beteiligte sich die NAJU Rostock im Juni und Juli 2007 an Sturmmöwenbeobachtungen. Ziel war es verschiedene Erkenntnisse im Hinblick auf eine vom Verein Langenwerder initiierte Masterarbeit (UNIGIS Salzburg) zu erlangen. Hierbei stand die Sturmmöwenkolonie auf der Insel Langenwerder, in der Wismarer Bucht, im Mittelpunkt der Untersuchungen. Um die Größe des Untersuchungsgebietes für diese Arbeit in geeigneter Weise abzugrenzen, fanden Exkursionen in das Gebiet zwischen Salzhaff, Neubukow, Wismar und Neukloster statt. Hier wurden die nahrungssuchenden Sturmmöwen beobachtet, gezählt und kartiert. Die größte Anzahl Sturmmöwen (ca. 250 Tiere) konnte die NAJU Rostock auf einem frisch umgepflügten Feld in der Nähe von Neubukow beobachten.

 

Jedes Jahr wird die Insel Langenwerder von zahlreichen Vögeln als Brut- und Rastplatz genutzt, z.B. Sturmmöwen, Lachmöwen, Küstenseeschwalben, Mittelsägern, Ringelgänsen oder Austernfischern.

 

Durch die weit zurückreichende Geschichte des Vogelschutzes auf Langenwerder existieren umfangreiche Dokumentationsreihen, insbesondere für die Brutkolonien der Möwen und Seeschwalben. Langjährige Beobachtungen der ansässigen Sturmmöwenkolonie haben in den letzten 20 Jahren einen besorgniserregenden Rückgang im Bestand aufgezeigt. Als Hauptgrund werden Veränderungen in der Landschaftsnutzung durch Landwirtschaft, Küstenschutz und Tourismus gesehen und der damit verbundene Rückgang an potentiellen Brut- und Nahrungshabitaten [KUBE et al, 2005].

Die Nahrungssuche der Sturmmöwen an der Ostseeküste konzentriert sich fast ausschließlich auf den landseitigen Bereich. Daher wird vermutet, dass im Laufe der letzten 20 Jahre Veränderungen in der Landwirtschaft das Nahrungsangebot für die Sturmmöwen während der Brutzeit und vor allem der Jungenaufzuchtphase stark reduziert haben [KUBETZKI, 2002], [KUBE et al, 2005].

 

Wesentliche Veränderungen sind vor allem beim Anbau der Fruchtarten erfolgt. Diese Änderungen wirken sich direkt auf das Nahrungsangebot der Sturmmöwen aus. Als Beispiel kann der verstärkte Anbau von Wintergetreide und Raps herangezogen werden. Diese Fruchtarten haben zur Brutzeit bereits eine hohe und dichte Pflanzendecke erreicht. Da die Sturmmöwe ihre Nahrung überwiegend auf dem Boden durch Schreiten und Picken sucht, entfallen diese Ackerflächen für die Nahrungssuche.

 

Der Verein „Langenwerder“ sieht einen möglichen Weg für die Verbesserung der Nahrungssituation in einem ersten Schritt darin, potentielle Nahrungshabitate auf derzeit intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen zu identifizieren. Die Grundlage dafür bildet eine GIS-gestützte Landschaftsanalyse und -bewertung unter Hinzunahme thematisch relevanter Indikatoren. In einem nächsten Schritt sollen diese Ergebnisse als Entscheidungsgrundlage für die Sicherung von Nahrungsflächen unter ökonomischen und naturschutzfachlichen Aspekten, beispielsweise im Rahmen von Extensivierungsprogrammen, herangezogen werden.

 

Silke Nawrocki (UNIGIS Salzburg), Arvid Elsner (NAJU Rostock)

Quellen:

 

J. Kube, U. Brenning, W. Kruch, H.W. Nehls: Bestandsentwicklung von bodenbrütenden Küstenvögeln auf Inseln in der Wismar-Bucht (südwestliche Ostsee). In: Vogelwelt (2005), Nr. 126, S. 299-320

 

U. Kubetzki: Verbreitung, Bestandsentwicklung, Habitatnutzung und Ernährung der Sturmmöwe (Larus canus) in Norddeutschland: Ökologie einer anpassungsfähigen Vogelart im Übergangsbereich zwischen Land und Meer, Dissertation rer. nat. Univ. Kiel 2002

 

Link zur Arbeit: GIS als Instrument zur Analyse und Bewertung potentieller Nahrungshabitate für Sturmmöwen