30. Waldbereisung des Stadtforstamtes - Hansestadt lädt kritischen Umweltverband aus

Pressemitteilung vom 28.04.2023

Das Stadtforstamt führt heute (28. April 2023) die 30. Waldbereisung in der Rostocker Heide durch. Dort wird der jährliche Forstbericht vorgestellt und bestimmte Schwerpunkte des aktuellen Waldzustandes, Auswirkungen des Klimawandels und vor allem Aktivitäten zur Umsetzung der vielfältigen Funktionen des städtischen Waldes und die damit verbundenen Möglichkeiten und Belastungen dargestellt.
Seit Jahrzenten ist es gute Tradition, dass neben den Mitgliedern der Bürgerschaft und PressevertreterInnen auch die Rostocker Umweltverbände und insbesondere diejenigen, die sich in der Rostocker Heide engagieren, zu dieser Veranstaltung eingeladen werden.
Der NABU Regionalverband „Mittleres Mecklenburg“ e.V. (NABU MM) engagiert sich mit seinen Mitgliedern seit den 1970-er Jahren in der Rostocker Heide und hat dort auch besonders die Naturschutzgebiete „Heiligensee und Hütelmoor“, „Radelsee“ und „Schnatermann“ im FFH-Gebiet „Wälder und Moore der Rostocker Heide“ im Blick.
Seit über zwei Jahrzehnten hat der NABU MM an der Waldbereisung teilgenommen. Dieses Mal wurde er jedoch ausgeladen.
Offenbar meidet das Stadtforstamt die Zusammenarbeit mit kritischen Umweltverbänden.

 

Der NABU MM hatte in den letzten Jahren auf zunehmende Probleme beim Natur- und Umweltschutz im FFH-Gebiet „Wälder und Moore der Rostocker Heide“ hingewiesen.


Schwerpunkte der kritischen Auseinandersetzung betreffen:

  •  die moorschädigende „Pflegenutzung“ und Bewirtschaftung des Radelmoores im NSG „Radelsee“,
  • die rechtswidrige Fällung von „Brut- und Potentialbäumen“ des Eremiten (Osmoderma eremita), der als europäisch streng geschützte „prioritäre“ Art noch ein bedeutendes Vorkommen in der Rostocker Heide hat,
  • die Weigerung, die von Umweltfachbehörden und dem Petitionsausschuss des Landtages empfohlene Beräumung aus rechtswidrigen Baggermaßnahmen auf dem Moorkörper des Radelmoores abgelagerten Baggergutes zu veranlassen,
  • den naturschutzwidrigen Ausbau der Asphaltstraße in das NSG „Heiligensee und Hütelmoor“ 2021 (vgl. Pressemitteilung: NABU nimmt Stellung zum Straßenbau in der Rostocker Heide, 2012; https://www.nabu-mittleres-mecklenburg.de/stellungnahmen/)
  • die naturschutzwidrige Mahd großer Moorflächen im NSG „Heiligensee und Hütelmoor
  • rechtswidrige Überbauung eines FFH-Lebensraumes
    u.a.m. durch das Stadtforstamt.

„Dem NABU MM ist der Ansprechpartner für konstruktive Lösungen der o.g. Probleme abhanden gekommen“ sagt Vereinsvorsitzender Ralph Emmerich.
Das Stadtforstamt, dass sich zuvorderst als Vertreter des Flächeneigentümers (Hansestadt Rostock) und als Forstbewirtschafter und aus Sicht des NABU MM zuletzt kaum adäquat als zuständige Naturschutzbehörde versteht, verweigert vor allem die natur- und umweltschutzfachliche Diskussion. „Eine verpasste Chance, den zuvor jahrelang praktizierten kritisch-konstruktiven Diskurs wieder aufzunehmen“, so der Vereinsvorsitzende.
Der NABU MM, der in Rostock knapp eintausend Mitglieder vertritt, wird weiterhin die teils gravierenden Probleme des Biodiversitäts- und Moorklimaschutzes in und um die Rostocker Heide beobachten, thematisieren und Lösungsverschläge einbringen.
Er arbeitet dabei u.a. mit den Universitäten Rostock und Greifswald, Biodiversitäts- und Klimaschutzinitiativen und den anderen Umweltverbänden zusammen. Eine kooperative Zusammenarbeit mit den staatlichen und kommunalen Naturschutzbehörden sowie mit lokalen Kommunen und anderen Beteiligten wird seit mehreren
Jahren sehr erfolgreich beispielsweise beim NSG „Riedensee“ oder in der Salzhaff- Region (z.B. EU-Vogelschutzgebiet „Wismarbucht und Salzhaff“) praktiziert.

Der NABU MM ist für jedes konstruktive Gespräch, einen sachlichen Informationsaustausch, für kooperative Zusammenarbeit sowie natur- und umweltschutzgerechte Lösungen offen.

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Ostseeschutzallianz kritisiert Hafenausbau in Rostock

Pressemitteilung vom 11.05.2022

Foto: Salzwiese an Peezer Bach-Mündung (NABU MM); schon heute grenzen Moor- und Industrieflächen ohne Pufferzonen aufeinander 

 

Niederbaggern des Moores heizt Klimawandel an 

Kein Platz für schwimmendes LNG-Terminal im Warnow-Ästuar 

 

Die Umweltverbände der Ostseeschutzallianz Mecklenburg-Vorpommern BUND,

NABU und WWF sprechen sich eindringlich gegen die Zerstörung von Naturräumen

bei dem geplanten Ausbau des Rostocker Hafens aus.

Der Hafenausbau würde das Mündungsgebiet der Warnow in die Ostsee mit dessen

wertvollen und unersetzbaren Küstenbiotopen zerstören, den Hochwasserschutz

gefährden und den Klimawandel weiter anheizen. Ein 200 Hektar großes

Küstenüberflutungsmoor am Breitling müsste beseitigt werden, das ist ein inzwischen

extrem selten gewordener Biotoptyp. Dadurch würden mehrere Tausend Tonnen

Klimagase und viele Schadstoffe in die Ostsee freigesetzt und können auch zukünftig

nicht mehr gebunden werden. Durch die Ausbaggerung des Breitlings zum

Tiefwasserhafen zusammen mit der Überbauung des Mündungsgebietes des Peezer

Baches ist eines der wenigen Heringslaichgebiete der Ostsee gefährdet. Der Peezer

Bach ist zudem ein Meerforellengewässer und Laichgebiet für geschützte

Flussneunaugen aus der Ostsee. Nach Vorgaben der Europäischen

Wasserrahmenrichtlinie wurde der Peezer Bach im Jahr 2011 aufwändig zu einem

naturnahen Gewässer umgestaltet. Für den Hafenausbau soll das Gewässer nun

beseitigt und künstlich an einer anderen Stelle erstellt werden.

 

Die Umweltverbände der Ostseeschutzallianz sind sich einig: Der Mündungsbereich

des Peezer Baches ist mit seinem Küstenüberflutungsmoor im Gesamtverlauf der

deutschen Ostseeküste ökologisch besonders wertvoll und unersetzbar.

 

Die Ostseeschutzallianz warnt auch davor, kurzfristig ein schwimmendes LNG-

Terminal im Breitling zu verankern. Für anlaufende Tanker und das riesige LNG-

Terminal-Schiff sei deutlich zu wenige Platz im Tiefwasserbereich vor den

Hafenanlagen. Eine dann notwendige Ausbaggerung hätte schwere Folgen, wäre

naturschutzrechtlich kaum zulässig und könne ohnehin nicht kurzfristig realisiert

werden.

Durch die Vernichtung der Flachwasserzonen des Breitlings und des Moores würde

die Selbstreinigungsfähigkeit im Ästuar der Warnowmündung noch weiter

herabgesetzt. Der Nähr- und Schadstoffeintrag in die Ostsee würde steigen und Heringe hätten noch weniger Laichgebiete mit der Folge, dass es noch weniger

Hering geben wird.

 

Auch das Artensterben würde durch den geplanten Hafenausbau weiter beschleunigt

werden. Für die vom Aussterben bedrohte Laufkäferart Agonum monachum, die in

Salzwiesen und -röhrichten lebt, ist das Mündungsgebiet des Peezer Baches einer

von nur noch vier verbliebenen Lebensorten in Mecklenburg-Vorpommern. Das

nächste Vorkommen in ganz Zentraleuropa liegt am Neusiedler See. Mecklenburg-

Vorpommern hat hiermit herausragende Verantwortung für das Überleben dieser

Tierart.

 

Das Gebiet der Oldendorfer Tannen würde bei einer Süderweiterung des Hafens

betroffen - es umfasst das einzige aktive Kliff am Warnow-Ästuar. Hier brüten sogar

Eisvögel, Uferschwalben und Wildbienen.

Zudem steige die Hochwassergefahr durch den Hafenausbau, so die

Umweltverbände. Besonders die Vertiefung des Seekanals lässt Ostseehochwässer

viel schneller und deutlich höher in der Hansestadt auflaufen.

 

Die Zerstörung von 200 Hektar Moor würde mehr als 5.000 Tonnen Klimagase

freisetzen. Damit kann das Vorhaben die von der EU vorgeschriebene

Klimaverträglichkeit nicht bestehen, monieren die Umweltverbände der

Ostseeschutzallianz. Ein zerstörtes Moor und zerstörte Fischlaichgebiete können

nicht ersetzt werden. Die Ostseeschutzallianz fordert deshalb eine grundsätzliche

Überprüfung und Korrektur der geplanten Hafenerweiterung, da die aktuellen

Planungen rechtlich nicht haltbar sein werden und den Anforderungen des

Gewässer-, Klima- und Naturschutzes entgegenstehen.

 

Alternative Standorte für das schwimmende LNG-Terminal müssen sorgfältig geprüft

werden. Auf dem Weg zu einem klimaneutralen Deutschland sind Moor-

Lebensräume unverzichtbar und dürfen nicht gegen fossile Übergangslösungen

ausgespielt werden. Die Umweltverbände betonen, dass schwimmende LNG-

Terminals so geplant, errichtet und betrieben werden müssen, dass sie dem

Erreichen der Klimaziele nicht im Weg stehen. Wichtig ist, dass sie auch die

technischen Voraussetzungen erfüllen, die für den perspektivischen Import von

grünem Wasserstoff zur Erreichung eines klimaneutralen Deutschlands notwendig

sind.

 

Hintergrund Klimawirksamkeit:

Moore stellen die größte natürlich CO2-Senke dar, die das durch Pflanzen aus der

Atmosphäre entzogene CO2 über Jahrtausende sicher einlagern. Entwässerte Moore

dagegen setzen das langlebige CO2 und das 310mal schädlichere Lachgas in

Größenordnungen frei! Mit 6,2 Mio t CO2-Äquivalent sind entwässerte Moore schon

jetzt die größte Emissionsquelle in M-V. Ein Hektar wachsendes Moor speichert bis

zu 6 t CO2 pro Jahr.

1 Hektar entwässertes Moor emittiert dagegen bis zu 25 t CO2 plus Lachgas pro

Jahr. Nur eine Wiedervernässung kann diese Emissionen beenden. Diese

Wiedervernässung würde durch den Hafenausbau unmöglich.

 

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Pressemitteilung: Ostseeschutzallianz kritisiert Hafenausbau in Rostock
20220511 PM_Ostseeallianz gegen Hafenaus
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Pläne der Hafenerweiterung widersprechen globalen Herausforderungen: Rostocker Umweltverbände fordern radikales Umdenken in der Landesplanung

Pressemitteilung vom 08.11.2021

Foto: Salzwiese an Peezer Bach-Mündung, Nicola Boll (BUND)

 

 

Seit über 10 Jahren engagieren sich die lokalen Umweltverbände des NABU und BUND für den Erhalt der noch verbliebenen naturnahen Landschaftsteile am Warnow-Breitling. Sie haben die Verantwortlichen in Wirtschaft, Politik und Planung auf die Umweltgefahren von Anfang an hingewiesen, die im Zusammenhang mit der geplanten Hafenerweiterung stehen. Viel Zeit stand also zur Verfügung, sich damit umfassend auseinanderzusetzen und die Flächenentwicklungen für die Industriestandorte der Rostocker Zukunft entsprechend umweltfreundlich anzupassen. Stattdessen haben die Akteure der Hafenplanung ihre Erweiterungspläne vorangetrieben, als wenn es die lokalen und globalen Umweltprobleme gar nicht gäbe. So wird dies auch aus den jüngsten Pressemitteilungen deutlich (z.B. OZ vom 1.11.2021). Mit Blick auf die von der Hafenerweiterung betroffenen Schutzgüter, deren Relevanz für den Klima- und Biodiversitätsschutz und mit Blick auf eine Welt, wie sie derzeit auf dem Klimagipfel in Glasgow selbst von den führenden Staatenlenkern als „kurz vor dem Kipppunkt“ beschrieben wird, ist diese Vorgehensweise ein absolutes Unding.

 

 

 

Was sind die eigentlichen Probleme der Hafenerweiterung, die sich nicht im Sinne der Allgemeinheit lösen lassen und somit zu einer vehementen Ablehnung durch die Umweltverbände führen?

 

Die vollständige Überbauung des letzten noch naturnah verbliebenen Überflutungsmoores am Breitling ist ein wichtiges, aber längst nicht das einzige Problem. Die Planer wollen nun durch Tiefgründungen und Überschüttungen verhindern, dass die Unmengen des dort im Torf gespeicherten CO2 in die Atmosphäre freigesetzt werden. „Dieser „ökologische Anstrich“ bröckelt allein deshalb, da das Potential der überbauten Moorflächen, CO2 aus der Atmosphäre und Nährstoffe aus dem Gewässer zu binden, für immer und unwiderruflich verloren geht. Und das ist nur eine der kontinuierlich negativen Umweltbilanzen, die aus der Erweiterung des Hafens in der geplanten Art und Weise resultieren werden.“ warnt Ralph Emmerich, Vorsitzender des NABU Mittleres Mecklenburg.

 

 

 

Gänzlich aus den Planungen ausgeblendet wurden bislang die über den eigentlichen Hafenstandort hinausgehenden Umweltwirkungen. Sollte die Hafenkante wie geplant bis in den Ostbreitling hinein reichen, steht das Ostseewasser mit seinen hohen Salzgehalten direkt am Schnatermann. Man sollte jedoch wissen, dass sich die binnenseitigen Niederungen und Waldränder der Rostocker Heide über die Jahrtausende unter ganz anderen hydrologischen und hydrochemischen Voraussetzungen herausgebildet haben, als jene, die sich nach der geplanten Hafenerweiterung einstellen werden. Noch bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinaus war der Ostbreitling nämlich ein ausgedehntes Flachwasserareal, welches durch den Peezer Bach, Radelbach und Moorgraben viel Süßwasserzufuhr erhielt. Dies milderte die ökologischen Auswirkungen des Brackwasserzustroms der Ostseehochwässer erheblich ab. Die Waldgrenzen der Rostocker Heide zwischen Markgrafenheide und Schnatermann sind die Grenzen, die der Standortfaktor Salz dem Wald gibt: darüber hinaus ist kein Baumwachstum mehr möglich. Auch die vorgelagerten Moore repräsentieren letztlich eine Kampfzone zwischen Land und Meer.

 

 

 

Schon heute zeigt sich überall im Gebiet ein Verfall der bisherigen Vegetationsgrenzen. Sie sind vermutlich eine Folge der bisherigen Seekanalvertiefungen und der damit verbundenen Erhöhung der Salzgehalte im Breitling und damit auch im Radelsee. Im Überflutungsmoor des Radelsees löst sich die Oberfläche des Moores großflächig auf und an seinen Rändern zur Rostocker Heide hin sterben viele der alten Eichen und Buchen ab. Hier wird deutlich, wie sich ehemalige CO2-Senken in kürzester Zeit zu Emittenten von Klimagasen wandeln. Bereits im erst kürzlich abgeschlossenen Verfahren zur erneuten Seekanalvertiefung haben die Umweltverbände auf diesen Umstand hingewiesen, was bei den Planern und den zuständigen Genehmigungsbehörden aber unbeachtet blieb. Dies und die angestrebte Ausweisung der Hafenerweiterungsflächen als Vorranggebiete durch die Landesplanung zeigen, dass die globalen humanökologischen Handlungserfordernisse des Klima- und Biodiversitätsschutzes bei den beteiligten Behörden noch immer nicht angekommen sind. Deshalb werden die Umweltverbände im weiteren Planungsverlauf um die Seehafenerweiterung hierauf ein besonderes Augenmerk legen.

 

 

 

Die bisherigen Vorstellungen von Industrieplanung, indem die Handlungserfordernisse des Klima- und Biodiversitätsschutzes eher in fernen Ländern vermutet werden und eigene Grenzen der Inanspruchnahme von Ressourcen weitgehend ausgeblendet wurden, sollten auch in Rostock endlich überdacht werden. Neue Wachstumsziele und eine weitere Steigerung der Industrieproduktion führen bekanntlich in die Sackgasse und machen das Leben der Menschheit auf dem Planeten endlich. An die verantwortlichen Planer und Politiker geht deshalb der Aufruf: Bitte, befasst Euch mit den Aussagen des letzten Klimagipfels in Glasgow! Alles ist zwar bereits seit Jahrzehnten bekannt, aber bitte, bezieht doch die Daten und Fakten endlich einmal in die eigenen Vorstellungen von gesellschaftlicher Entwicklung ein! Es ist doch schon lange nicht mehr nur die Aufgabe der Umweltverbände, daran zu erinnern, dass eine nachhaltige Entwicklung ausschließlich unter Berücksichtigung grundlegender ökologischer Zusammenhänge gelingt.

 

 

 

„Wir weisen die Argumentation des Hafenchefs Jens Scharner entschieden zurück, die geplante Hafenerweiterung sei mit den Ansprüchen kommender Generationen an Wohlstand und Arbeit begründet (OZ-Artikel vom 1.11.2021). Es ist genau dieses Wissen um die Gefährdung von Wohlstand im gesamtgesellschaftlichen Sinne durch das Festhalten am „weiter so“, weshalb NABU und BUND gegen die aktuellen Pläne der Hafenerweiterung sind. Eine völlig hypothetische Zahl von zig-Tausend zukünftigen Arbeitsplätzen als Argument ins Feld zu führen, um die vollständigen Funktionsverluste global bedeutsamer Ökosysteme zu begründen, ist mit Blick auf die realen Probleme zukünftiger Generationen mehr als fragwürdig.“ so Susanne Schumacher, Vorsitzende des BUND Rostock.

 

 

 

Die Planung der Hafenerweiterung zeigt zumindest eins ganz deutlich: Mit Blick auf die Zukunft Rostocks und den Beitrag der Hansestadt zum Klimawandel stehen Entscheidungen von besonderer Brisanz an. Was für den Planeten gilt, ist hier schon lange gültig: Die Ressourcen sind sehr begrenzt und man kann deshalb nicht alles haben. Wer sich persönlich für die Hafenerweiterung in der von den Planern vorgesehenen Form ausspricht, entscheidet sich z.B. ein stückweit gegen den Fortbestand der Rostocker Heide, so wie wir sie heute kennen. Man entscheidet sich gegen Funktionalität und Ökosystemdienstleistungen des Warnow-Ästuars und angrenzender naturnaher Landschaftsräume. Man entscheidet sich vor allem auch dagegen, dass die Stadt aufgrund ihrer Lage und Naturausstattung eine besondere Verantwortung als CO2- und Nährstoffsenke hat. Und nicht zuletzt nimmt man zwangsläufig hin, dass die Hansestadt einen gewaltigen Verlust an Artenvielfalt erleidet. Letztlich muss man sich über eines klar werden: Alle diese Verluste sind zum einen unwiederbringlich und zum anderen nicht ausgleichbar. Das, was im Zuge der geplanten Hafenerweiterung zerstört und im weiteren Verlauf geschädigt wird, lässt sich an keiner anderen Stelle unseres Planeten ersatzweise wiederherstellen. Das sind die zentralen Problemstellungen, die NABU und BUND im Blick haben.

 

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Pressemitteilung: NABU und BUND nehmen Stellung zur Hafenerweiterung
PM 2021-11-08 Hafenerweiterung NABU BUND
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Naturfreunde entsetzt über neue Heideautobahn – NABU nimmt Stellung

Pressemitteilung vom 02.06.2021

Fotos: Copyright NABU MM

 

 

 

Rostock/Markgrafenheide/Rostocker Heide

In den letzten Tagen haben den NABU viele verärgerte Anfragen erreicht. Sie beziehen sich auf die Straßenbaumaßnahme in der Rostocker Heide zwischen Bäderstraße L22 und dem Hütelmoor. Sie hinterfragen den Sinn dieser Maßnahme, deren Naturschutzverträglichkeit, sehen die Landschaft verschandelt und die Wahrung eines sanften Heidetourismus gefährdet. Der NABU wird zur Stellungnahme und zum Handeln aufgefordert.

 

Der NABU hat sich kurzfristig mit dem Stadtforstamt in Verbindung gesetzt und um Aufklärung gebeten.

 

Die Straßenbaumaßnahmen zwischen dem Parkplatz Müggenburg an der Bäderstraße und dem Aussichtsturm im NSG „Heiligensee und Hütelmoor“ sei für die forstliche Bewirtschaftung und die touristische Nutzung der Rostocker Heide erforderlich, hieß es von dort. Mit den Baumaßnahmen werde die alte Straße nur mit einer neue Fahrbahndecke versehen. Dies falle unter die Straßenunterhaltung und bedürfe keiner Genehmigung.

 

Der NABU sieht diesen Vorgang äußerst kritisch. Diese Straße wurde Mitte der 1970er Jahre durch das damalige Volkseigene Gut Klockenhagen über Waldschneisen quer durch die Rostocker Heide  gebaut, um das seit 1961 bestehende NSG „Heiligensee und Hütelmoor“ zu meliorieren und intensiv landwirtschaftlich zu nutzen. Es war ein wesentlicher Erfolg der Rostocker Umweltbewegung in der Wendezeit, diese moor- und klima-schädliche Nutzung zu unterbinden. Damit war auch der Nutzungszweck dieser Straße entfallen.

 

Viel mehr als dieser historische Aspekt erschreckt den NABU die unangemessene und mit den Umweltverbänden nicht abgestimmte Straßenertüchtigung. Die Ausführung der Baumaßnahmen erfolgte mitten in der Brutzeit geschützter und seltener Vögel und muss deshalb zu erheblichen Störungen geführt haben. Dies wäre grundsätzlich vermeidbar gewesen. Die breite dicke Asphaltdecke, die sich quer durch die Heide zieht, führt zu einer Zerschneidung der Lebensräume kleiner Tierarten, die im Waldboden siedeln und nicht in der Lage sind, die Asphaltstraße zu queren. Als besonders problematisch schätzt der NABU die Langzeitfolgen für das NSG „Heiligensee und Hütelmoor“ ein. Aus der vom Vorhabenträger beabsichtigten Verbesserung der touristischen Nutzbarkeit der Straße generiert sich ein Massentourismus, vor allem auch durch die Attraktivität für neue Nutzergruppen, der direkt in das besonders störungsempfindliche Offenland des NSG geleitet wird. Bereits zu verzeichnende Erfolge des Naturschutzes sieht der NABU als gefährdet an. Dazu gehört nicht zuletzt auch die Möglichkeit, dass sich vorrangig naturinteressierten Besucher in dieser Landschaft ohne die anderenorts üblichen massentouristischen Störwirkungen erholen und die Schutzgebiete mit ihrer Artenvielfalt genießen können. 

 

Aus Sicht des NABU ist die Begründung der Maßnahme auch aus forstwirtschaftlicher Sicht fragwürdig. Holztransporte hätten wie bisher und anderswo üblich auch über nicht asphaltierte Forstwege erfolgen können. Gänzlich unverständlich ist der Neuaufbau des Straßenabschnittes im NSG. Hier wäre im besten Falle ein Ersatz der alten Straße durch einen einfachen Wanderweg angezeigt gewesen.

 

Der NABU fordert einen Rückbau des Asphalts aus dem Naturschutzgebiet!

 

Bei einer frühzeitigen Einbeziehung der Öffentlichkeit einschließlich der Umweltverbände wären die mit dem Straßenbau verbundenen Störungen und Folgeschäden an Natur und Umwelt vermeidbar gewesen. Eine Stakeholder-Beteiligung ist so auch im FSC-Reglement (https://www.fsc-deutschland.de/de-de/der-fscr/prinzipien und https://www.fsc-deutschland.de/de-de/wald/waldstandards) verankert, zu dem sich die Hansestadt mit seinem forstwirtschaftendem Stadtforstamt seit Jahren bekennt. Es ist unverständlich, warum das Stadtforstamt, das auch noch die Aufgaben der unteren Naturschutzbehörde wahrnimmt, die Umwelt- oder Heimatverbände und andere Beteiligte (Stakeholder) bei solchen Vorhaben nicht bereits in der Planungsphase einbezieht.  

 

Der NABU wird das Zustandekommen und die Auswirkungen der Straßenbaumaßnahme auf die Schutzziele und den Zustand der betroffenen Schutzgebiete weiter prüfen und Minderungs- und Ausgleichsmaßnahmen für die negativen Einwirkungen fordern.

 

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