Der Riedensee

Riedensee
Blick auf den Riedensee mit Binnenstrand

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Der Riedensee - Jeden Tag anders

Der Riedensee westlich von Kühlungsborn ist der Rest einer wassergefüllten Mulde, die nach der letzten Eiszeit entstand. Die unweit des Meeres gelegene Mulde wurde geflutet, als in einer Phase vor 6.500 bis 4.000 Jahren der Meeresspiegel anstieg. Es bildete sich ein von Salzwasser beeinflusstes Moor.

 

Weiterer Meeresspiegelanstieg, Küstenrückgang und veränderte Salzgehalte formten den Bereich am Riedensee stetig um. Dabei bildeten Wind und Wellen einen Wall aus Sand und Kies und riegelten die Senke von der Ostsee ab. Auch heute ist keine Ruhe am Riedensee eingekehrt. Bei Sturmfluten durchbrechen die Wellen den Strandwall und salziges Ostseewasser schwappt in den See. Zeitweise bestehen Öffnungen zwischen Meer und Riedensee.

 

Die Küste am Riedensee ist so weit zurückgewichen, dass bei Stürmen Torfreste an den Strand gespült werden. Teile der mit Moorboden gefüllten Mulde liegen jetzt also in der Ostsee. Bei starkem Wellengang bricht der Torf ab und gelangt an den Strand. Der Sandriegel verlagert sich weiter ins Landesinnere, so dass der Riedensee mit der Zeit kleiner und kleiner wird.

Foto Torfbrocken am Strand im NSG Riedensee
Angeschwemmte Torfbrocken am Strand im Naturschutzgebiet Riedensee

Einmalig an der westlichen Ostseeküste

Vielerorts versuchen die Menschen, Naturkräfte zu bändigen. Sie errichten Wellenbrecher, Deiche und Dünen, die sie vor eindringenden Wassermassen schützen sollen. Der Riedensee verfügt noch über natürliche, sich unter dem Einfluss des Meeres verändernde Öffnungen zur Ostsee und stellt daher an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns eine echte Rarität dar.

 

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NABU Flyer zum Riedensee
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Foto Durchbruchstelle Riedensee
Links liegt der Riedensee, rechts die Ostsee, dazwischen eine Öffnung, durch die bei Stürmen Meerwasser in den See strömt.

Natürliche Strandverlängerung

Dort, wo salziges Wasser von der Ostsee in den Riedensee strömt, bringt es Sand mit und lagert ihn ab. Dadurch verlängert es den Strand, der dann als „Sandfächer“ bis in den Riedensee hineinreicht. Diese Stellen sind die wertvollsten und empfindlichsten Flecken des Naturschutzgebietes, denn in den offenen Sandflächen sind seltene Tiere zu Hause.

 

Leben im Sand

Strand und Meer erfüllen bei vielen Menschen den Wunsch nach Urlaub und Erholung.

Für Strand-Laufkäfer oder Sandregenpfeifer ist der Sandstrand schlicht ihr „zu Hause“. Nirgendwo sonst können sie für Nachwuchs sorgen und das Überleben ihrer Art sichern. Dabei sind die Tiere auf störungsfreie Bereiche angewiesen, die nicht betreten werden dürfen. Die Larven von Strand-Laufkäfern bauen ihre Wohnröhren in den Strandsand. Sie sind nur durch verklebte Sandkörner stabilisiert - ein Tritt darauf und das Zuhause der Käferlarven zerfällt unwiederbringlich.

 

Sandregenpfeifer scharren flache Mulden in den Sand und legen ihre gut getarnten Eier hinein. Diese perfekte Tarnung kann den Vögeln zum Verhängnis werden – für uns Menschen praktisch unsichtbar tappen wir ungewollt in den Nestbereich und stören die Brut. Auch durch Hunde können Gelege oder Junge zu Schaden kommen.

 

Foto Sandstrand Riedensee
Sandstrand im Naturschutzgebiet Riedensee

Nur noch hier

In Europa ist der Lebensraum Sandstrand in seiner unberührten Form kaum noch vorhanden, denn menschliche Spuren verlaufen überall durch den Sand. Naturschutzgebiete wie der Riedensee sollen dafür sorgen, dass die extrem gefährdeten Tiere und Pflanzen der Strände geschützt werden und ein sicheres zu Hause haben. Die Käferart „Meerstrand-Ahlenläufer“ (Bembidion pallidipenne) besiedelt nur noch sehr wenige Strände in Europa, ist global stark gefährdet und vom Aussterben bedroht. Für den Schutz der Strand-Laufkäfer kommt dem Riedensee daher eine weltweite Bedeutung zu. Derzeit kommen in Mecklenburg nur noch am Riedensee Meerstrand-Ahlenläufer vor. 

Süß oder salzig?

Da salziges Meerwasser in den Riedensee strömen kann, ist sein Wasser nicht wirklich süß. Aber als richtig salzig kann es auch nicht gelten – die Mischung im Riedensee wird Brackwasser genannt. Tiere und Pflanzen im und am Riedensee sind starkem Wind, Überschwemmungen und Salzeinträgen ausgesetzt – damit kommen nur wenige Lebewesen zurecht.

Foto Schilf am Riedensee
Brackwasserröhricht säumt den Riedensee

Oase der Stille

Oft fegt starker Wind über Ostsee und Küstenland. Zum Glück sorgen Dünen und Schilf am Riedensee für Windschatten und ruhige Verstecke. Daher ziehen sich Enten, Schwäne und andere Vögel gerne in diese Bereiche zurück, um ein Weilchen zu Schlummern. Wer die Vögel beobachten möchte, begibt sich am besten auf eine der zwei Beobachtungsplattformen und sucht mit dem Fernglas windgeschützte Flächen des Sees ab.

 

Der Riedensee – eine europäische Besonderheit

Da es natürliche Strandseen an der Ostsee kaum noch gibt, wurde der Riedensee 1993 als Naturschutzgebiet (NSG) ausgewiesen. Heute umfasst das 110 Hektar große Schutzgebiet den Strandsee, angrenzende Dünen, Salzwiesen, Strände und die küstennahe Ostsee.

Das Schutzgebiet wurde in die Liste der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung aufgenommen und zählt als „FFH-Gebiet Riedensee“ zu den europäischen Schutzgebieten mit internationalem Rang. Dabei gehört der Strandsee zu den prioritären Lebensräumen, die nur in Europa vorkommen und die vom Verschwinden bedroht sind. Daher trägt die Europäische Gemeinschaft eine hohe Verantwortung, sie zu erhalten.

 

 

Naturschutzgebiet Riedensee, Schild am Rand des Gebietes bei Kühlungsborn.

Sanddorn am Riedensee

Die Ostsee formt Strand, Dünen und Riedensee.